Elena Mendoza: Lehren als Lebenskunst

Es gibt Menschen, die betreten einen Raum und alles ist anders. Elena Mendoza ist so ein Mensch. Sie bringt Energie, Humor, Stil und Substanz mit. Seit Jahren besuche ich ihre hochkarätigen Business-English-Kurse, gemeinsam mit anderen Frauen, die mitten im Berufsleben stehen. Wir sind inzwischen eine eingeschworene Fangemeinde.
Wenn Elena erscheint, ist die Aufmerksamkeit sofort da. Amerikanerin mit spanischen Wurzeln, engagierte Feministin, charismatisch, klug, souverän. Sie trägt bunte Ketten, hohe Absätze und bringt Geschichten aus ihrer internationalen Karriere in Marketing und Finance mit. Niemand würde vermuten, dass sie inzwischen 75 Jahre alt ist. Und ehrlich gesagt: Es spielt auch überhaupt keine Rolle.

Eine Karriere zwischen Business, Bildung und Beratung

Elena hat viele Leben in einem geführt. Sie arbeitete in den USA, Luxemburg und Deutschland, in Firmen, Agenturen und mit der Presse. Sie war erfolgreich und ungewöhnlich.

Mit 40 erfüllte sie sich einen lang gehegten Wunsch: ein Masterstudium in deutscher Literatur. Sie bewarb sich an der Uni, erhielt ein Vollstipendium und schrieb ihre Arbeit zum Thema „Deutsche Mystikerinnen im Mittelalter & Moderne feministische Literaturkritik“. Exzentrisch? Nur auf den ersten Blick, in Wahrheit typisch Elena: klug und originell.

Nach dem Master nahm sie eine kreative Auszeit, um herauszufinden, was als nächstes anstand. Sie kellnerte, übernahm Aushilfsjobs und verzichtete auf den gewohnten Komfort. Auch das ist Elena: kompromisslos in dem, was ihr wichtig ist.

In einer späteren Phase ihres Weges beriet sie Unternehmen als unabhängige Expertin. Einmal stellte ein Geschäftsführer die Frage: „Sollen wir Mendoza oder McKinsey nehmen?“ Ihre Antwort: „Wenn Sie jemanden wollen, der den Markt in- und auswendig kennt und Zugang zu allen Schlüsselpersonen hat, nehmen Sie mich.“ Der Geschäftsführer engagierte Sie und McKinsey.

Zwischen Freiheit und Struktur

Trotz solcher Erfolge konnte sie kein kontinuierlich tragfähiges Business aufbauen. Zu unregelmäßig die Aufträge, zu sprunghaft die Einnahmen. Selbst gute Kontakte reichten nicht aus. Es war eine Phase der Selbstständigkeit, die fordernd war, auch frustrierend, und sie zu einer wichtigen Erkenntnis führte: Ich brauche eine Organisation, die mir Struktur gibt. Ich will das kreative Enfant terrible sein, aber nicht gleichzeitig mein eigenes Backoffice.

So kam sie mit 49 Jahren zu Siemens, baute sehr erfolgreich und innerhalb eines Jahres ein neues Geschäftsfeld im Bereich Retail Fonds auf, blieb noch ein paar weitere Jahre, bis es für sie Zeit war, weiterzuziehen.

Die Rückkehr zur ersten Liebe

Erst einmal ohne Plan. Dann erinnerte sie eine enge Freundin daran: Du bist qualifiziert und erfahren als Lehrerin, hast einen Bachelor in englischer und einen Master in deutscher Literatur. Warum unterrichtest du nicht Business English für deutsche Führungskräfte?

Tatsächlich hatte Elena einst als Lehrerin in New York angefangen – jung, engagiert, brillant. Doch damals war ihr das Lehramt zu eng. Sie wollte mehr: Kommunikation, Schreiben, Literatur, Business. Heute, in ihrer zweiten Karriere, ist sie zurück im Klassenzimmer, mit all ihrer Lebenserfahrung, ihrem Know-how und ihrer Leidenschaft.

Sie unterrichtet an der Volkshochschule, gibt Kurse am See, coacht Führungskräfte. Und sie tut es mit einer Energie, die ansteckt. Eine Teilnehmerin sagte einmal über sie: „You are a motivational and inspirational force – able to bring out the best in people.“

Genau das ist es. Elena bringt andere zum Sprechen, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Sie fordert heraus, sie inspiriert, sie stärkt.
Elena wäre nicht Elena, wenn sie nicht auch für ihr Encore Chapter den passenden Leitsatz hätte. Deshalb überlasse ich ihr das Schlusswort.

“True service means discovering what you do best and offering it to others.” – Elena Mendoza

Was wir von Elena Mendoza lernen können:

  • Die zweite Karriere kann Erfüllung bringen, wenn wir das tun, was wir wirklich gut können.
  • Lehren, Weitergeben, Fördern. Das sind Aufgaben, die in der Lebensmitte und danach besonders sinnvoll sind. Lehren ist dann manchmal die schönste Form von Leadership.
  • Es ist typisch für eine Encore Career, dass wir zu etwas zurückkehren, das wir in jungen Jahren begonnen haben. Und es reifer, bewusster, erfüllender weiterführen.
  • Wenn wir unsere Erfahrungen, Kompetenzen und Interessen kombinieren, wie Elena ihre zwei Abschlüsse, ihre internationale Business-Erfahrung und ihr Engagement für Frauen, entsteht ein ganz neuer beruflicher Ausdruck.

Dr. Karin von Schumann